Neuwirths Blog

24.02.2009, 23:48
Premierenstress, aber

....plötzlich schon um 7:30 Uhr - mit Kopfweh - aufgewacht. Gestern nämlich mit Karl Hodina gespielt. Sind ein paar Weine und Biere mehr geworden. Im Publikum eine Wienerin aus Miami (fliegt heut wieder zurück), ein Ehepaar aus Zwettl und eines aus St. Pölten, teilten mir die Leute mit. Gleich danach holt sich eine Dame ein Autogramm mit der Begründung: "Ich komm aus Breitenfurt!" "Na gehn S´," sag ich, "das is ja ka Entfernung!" Sie: "Na ja, is schon a ganz schönes Stückl...!"

Und weil immer wieder die Debatte, dass wir kulturell nach wie vor von der Monarchie leben würden - gerade den neuen Katalog vom Wien-Museum durchgeblättert. Lauter einzigartige Kunstwerke. Darunter ein Ölbild, welches den Attentatversuch an Kaiser Franz Joseph 1853 darstellt. (Grund des Attentats war die blutige Niederschlagung des Ungernaufstandes.) Auf der Stadtmauer springt ihn ein ungarischer Schneider mit dem Messer an. Der Kaiser hatte sich aber gerade abgewandt, so ging der Stich daneben. Einen zweiten Versuch konnten der Begleiter Oberst O´Donnell und der herbeigeeilte Fleischhackermeister und Hausbesitzer Joseph Ettenreich abwehren. Die beiden Lebensretter wurden auf der Stelle geadelt, der Schneider Johann Libényi auf der Simmeringer Haide hingerichtet.
Und - obwohl wegen Hochverrats verboten - kursierte in Wien noch länger das Lied: "Auf der Simmeringer Had´ / hat´s an Schneider verwaht / Aber gschiecht eahm scho recht / warum sticht er so schlecht //

Das war also die eigentliche Haltung eines Teils der Leute von anno dazumals. So viel zum Absolutismus.

Was wir halt immer noch hoch schätzen ist die mondäne Architektur, in der wir uns bewegen und wohlfühlen. Da verdrängen wir ganz einfach alles andere. "Die alten Bauten werden mit Würde alt, die neuen werden schäbig." Wie immer man zu der zwielichtigen Figur K. H. Waggerl stehen mag, in dem Punkt hat er recht.