24.01.2009, 13:34
Also langsam...
...glaube ich, da etwas klarstellen zu müssen: Keinesfalls will ich mir ein pauschales Negativurteil über unsere deutschen Nachbarn anmaßen (nur weil sie Deutsche sind). Das wäre in der Tat ideotisch. Indem ich aber die abwertende Bezeichnung "Piefkenesien" schrieb, ist mir schon klar, dass das in diese Kerbe schlägt. Aber meine Herrn: So eine kleine Gemeinhheit, so ein Stäubchen Vorurteil... Solch eine kleine Bosheit... Wie langweilig wäre es ohne sie! Nehmen Sie nicht alles so blutig ernst. Oscar Wilde sagte: "Lieber mache ich mir jemanden zum Feind, bevor ich mir eine Pointe vergebe." Das ist selbstverständlich nicht wörtlich zu nehmen, meine Herrn, sondern einfach nur erheiternd.
Mein (deutscher) Betreuer Andreas Koepp lebt nun schon seit über 15 Jahren in Österreich (=Balkanesien). Er hat in dieser Zeit diesbezüglich einiges mitmachen müssen. Und fühlt sich - mit seiner Wiener Familie - trotzdem pudelwohl hier. Hat viel dazugelernt und nimmts nicht mehr so tragisch. Desgleichen mein ehemaliger (deutscher) Plattenboß M. Lappe der Warner Austria. Warum wohl, glauben Sie?
In jedem Vorurteil, jedem Klischee steckt jedoch immer auch ein Körnchen Wahrheit. Nichts kommt ja gänzlich von ungefähr.
Der Name Piefke geht bekanntlich auf den berühmten preußischen Marsch-Kapellmeister zurück, der die Stücke fürchterlich zackig herunterhämmerte und dadurch in Österreich zum Begriff wurde. Das sagt selbstverständlich nichts über die Musikalität eines Volkes aus (siehe Joh. Seb. Bach), wohl aber deutet es - zumindest in gewissen nicht mehr südlichen Landstrichen - auf eine auffällige Mentalität hin, die hierzulande befremdend anmutet. Wie z. B. die Frage an uns nach einem Konzert: "Habt ihr fleißig gespielt?" Sie war sicher freundlich gemeint. In Österreich hätte man allerdings statt "fleißig" das Adjektiv "schön" gewählt.
Wenn man uns also im Kursaal Bad Kissingen vor dem Auftritt alkoholische Getränke verweigerte - in Österreich undenkbar! - lässt das eher auf verkrampfte Ungemütlichkeit schließen, als auf hemmungslosen Alkoholismus, dem wir angeblich anheim gefallen sein sollen. Aber wie gesagt: Ein Bühnenarbeiter hat uns hinterrücks eh zwei Flaschen Wein spendiert. Herzlichen Dank an ihn!
Es geht vielmehr darum, dass gegenüber Künstlern überhaupt ein Alkoholverbot ausgesprochen wurde. Und wenn W. Ambros (unprofessioneller Weise) betrunken auf die Bühne taumelt, dann ist das seine Sache. Vielleicht hat er sich einsam gefühlt? Hinsichtlich Alkoholkonsum mag Österreich wohl nicht gerade zu den Verächtern zählen. Ambros ist aber sicherlich nicht "die Ösis", wie Sie schreiben. Wer pauschaliert da nun wen?
Wir machen Schrammelmusik! Dass man diese Lebensart dort offensichtlich nicht versteht ist zwar nachvollziehbar, warum aber hat man uns dann überhaupt eingeladen?
Uns hat es letztendlich sehr erheitert, weil alles so unglaublich war. Aber ein bissl ätzen dürfen wir jetzt schon, gell. Und Sie, meine Herrn, dürfen auch ein bissl.