Neuwirths Blog

22.05.2009, 14:26
Schon merkwürdig...

....wie man mit zunehmendem Alter immer mehr auf sich selbst zurückgeworfen wird: Der Bub hat sich mein Auto genommen, die Frau ist draußen im Waldviertel und hütet die Idylle. Und ich sitz allein im Kabinett in Wien. Nicht nur so, ich übe heut schon sechs, sieben Stunden für die Operette. Voll im Dienste der Kunst sozusagen. Man muss das ja auch spielen können. Beim Schreiben gar nicht an die Gitarre gedacht, nur an Text & Musik. Jetzt ist es so schwer, dass ich mich abwatschen könnte.
Frage mich, wozu man sich im Leben Häuser (oder Hosen) anschafft, wenn man letztendlich nichts davon hat. Zigaretten braucht man. Das schon. Und vor dem Zubettgehen einen Wegsacktrunk, dass man diese ewige Musik aus dem Kopf bringt und halbwegs ungestört wegdriften kann.
In der Früh in die Stadt zur Probe mit den Sängern, dann auf kürzestem Weg zurück. Von der Ouverture existiert bloß der Anfang. Keine Zeit. Morgen die erste Schrammelprobe. Muss endlich weiterüben...
Im Kurier ein riesiger Beitrag. Großes Bild auch noch drin. Bin erschrocken. Wo die immer diese schlechten Bilder hernehmen. WO IST MEIN MANAGER!? Schau ja aus wie ein achzigjähriger Zombie. Hätte mich drum kümmern sollen. Nur wann? Wurscht. Immerhin gut geschrieben. Womöglich schau ich wirklich so aus. Knapp vorm Lungenkrebs: "Sein Leben war Schall und Rauch". Ja eh. Was denn sonst?
Eine Ouverture. Muss die sein? Wann schreib ich die. Völliger Wahnsinn.
Das Leben des Goldhamsters: Aufstehen, Kaffee trinken, und gleich wieder ins Versteck. Komponieren, üben, rauchen.
Den Eiskasten nach Resten durchsuchen. Noten herrichten für die Sänger, für den Klavierauszug. Das war´s.

Und dann wird´s aufgeführt und kommt womöglich gar nicht an.